📄 Kurzzusammenfassung:

In seinem Vortrag auf der Int. ME/CFS Conference 2025 stellte Prof. Christian Puta zentrale Erkenntnisse zu den pathophysiologischen Mechanismen der Post-Exertional Malaise (PEM) vor – dem Hauptmerkmal von ME/CFS. PEM bezeichnet eine verzögerte, anhaltende Verschlechterung verschiedener Symptome nach körperlicher, kognitiver, emotionaler, orthostatischer (aufrechter) oder sensorischer Anstrengung. Sie ist nicht durch Ruhe rückbildungsfähig und muss klar von Fatigue unterschieden werden. In der Diagnostik ist PEM das zentrale Kriterium und grenzt ME/CFS von anderen Erkrankungen ab.

Puta erläuterte, dass PEM auf eine systemische Fehlregulation zurückzuführen ist. Zu den wesentlichen Mechanismen zählen eine gestörte Mikrozirkulation mit deformierten Erythrozyten, eine eingeschränkte Gefäßweitung durch reduzierte NO-Produktion sowie eine gestörte Sauerstoffausschöpfung unter Belastung. Reduzierte NO-Produktion bedeutet, dass der Körper weniger Stickstoffmonoxid bildet. Dieses Molekül ist wichtig, weil es die Blutgefäße erweitert und so die Durchblutung unterstützt. Ist die NO-Produktion gestört, bleiben die Gefäße verengt und es kommt zu einer schlechteren Sauerstoffversorgung von Gewebe und Organen.

Hinzu kommen mitochondriale Funktionsstörungen, die zu einem frühzeitigen Wechsel auf anaerobe Energiegewinnung führen und mit Laktatakkumulation und Muskelfatigue einhergehen.

Auch das Immunsystem ist fehlreguliert: Es zeigen sich Zeichen chronischer Aktivierung, eine verminderte Fähigkeit zur Virusabwehr sowie inflammatorische Prozesse im zentralen Nervensystem. Puta beschrieb zudem mögliche neuroinflammatorische Mechanismen durch mikrogliale Aktivierung, die zur kognitiven Fatigue und Reizverarbeitungsschwäche beitragen könnten.

➡️ Im Unterschied zum Fatigatio-Vortrag 2024 vertieft Puta 2025 die immunologischen Mechanismen hinter PEM. Neu sind unter anderem die Beschreibung vesikelgebundener mitochondrialer DNA als möglicher Auslöser von Neuroinflammation, immunologische Dysregulationen sowie eine Fallbeobachtung zur Immunaktivität nach Rituximab. Diese Erkenntnisse ergänzen die physiologischen Aspekte aus 2024 um molekulare und zelluläre Zusammenhänge.

 

Quelle: MillionsMissing