ℹ️ ME/CFS ist die schwere Form von Post-Covid. Sie betrifft auch Kinder und Jugendliche. Wie ein falsches Krankheitsverständnis von Ärztinnen und Ärzten das Leiden der Betroffenen verstärkt.

📌 Jung, leistungsbereit und erschöpft: Zahlreiche Kinder und Jugendliche leiden unter den Spätfolgen von Corona. Besonders scheint es junge Frauen zu treffen. Antonia ist eine von ihnen.

📌 Nach ihrer Impfung gegen das Coronavirus im Dezember 2021 beginnen im Januar 2022 Antonias Magen-Darm-Probleme. Im Januar 2023 erkrankt sie an Covid-19. Die Hausärztin schiebt ihre Beschwerden auf die Psyche. Antonia entwickelt Nahrungsmittelunverträglichkeiten und diverse Allergien, die sie zuvor nie hatte. Ihr ist übel, sie muss sich häufig übergeben. Sie verliert 12 Kilo Gewicht.

📌 Irgendwann kommt einer der Behandelnden auf die Idee, einen Steh-Test zu machen. Der Test fällt negativ aus. Und nicht nur das. Antonia erlebt ihren ersten „Crash“, eine Art Zusammenbruch, nach dem sie sich unfähig fühlt, sich auch nur aus dem Bett zu erheben.

📌 Damit hatte „das Gespenst“ jedoch „einen Namen“, wie Antonia sagt: Post Covid beziehungsweise Post-Vac, eine durch die Impfung hervorgerufene Reaktion des Immunsystems. Ihre Hoffnung: eine Reha in der Edelsteinklinik in Bruchweiler im Landkreis Birkenfeld.

📌 Neben Antonia sind im Juni 2024 sieben Patienten und Patientinnen mit Post Covid hier untergebracht. 120 Kinder und Jugendliche behandelte die Klinik im vergangenen Jahr wegen Corona-Spätfolgen.

📌 Deutschlandweit hätten viele Patienten und Patientinnen so wie Antonia nach der Impfung, aber auch nach einer Corona-Erkrankung ein chronisches Fatigue-Syndrom (ME/CFS) entwickelt.

📌 In der Reha lernen Kinder und Jugendliche, mit chronischen Erkrankungen besser umzugehen. „Das hilft ihnen auch in der Schule und gibt ihnen bessere Startchancen im Beruf. Denn eine gute Ausbildung ist der Grundstein für eine gute Absicherung später im Alter.“

📌 „Wir haben hier manchmal große Schwierigkeiten, die jungen Menschen aus dem Leistungsdenken rauszubekommen und sie zu bremsen“, sagt der Kinderneurologe. 95 Prozent der Kinder und Jugendlichen könnten ihr Leben nach der Reha fortsetzen, allerdings dauere es fünf bis 15 Jahre, bis sie wieder mitten im Leben stünden.

📌 „Auch ich gehörte lange Zeit zu den Ärzten, die dachten, es sei hauptsächlich die Psyche betroffen und man behandle im Grunde Depressionen.“ Einem depressiven Menschen versuche man eher einen Kick zu geben, ihn zu motivieren. Menschen mit ME/CFS müssen nicht motiviert werden, sie wollen, können aber nicht, weil die Kraft fehlt. „Was Antonia passiert ist, war keine Bösartigkeit der Ärztinnen und Ärzte, sondern ein falsches Krankheitsverständnis.“ 

📌 Immer wieder sonntags bekommt Antonia einen festen Therapieplan. Darin: Ergotherapie, Krankengymnastik, Bewegungsbad, Haltungsturnen, Entspannung, Konzentrationstraining, Ergometer-Training. „Sobald mir was zu viel wird, darf ich das streichen“, sagt sie. Ziel ist es, ihre Belastbarkeit wiederherzustellen und mehr Bewegung ohne Erschöpfung zuzulassen. Nach Angaben der Ärzte unterscheiden sich die Therapiepläne von Post-Vac- und Post Covid-Patienten nicht. 

Quelle: Georg Thieme Verlag KG