Der Bundesgesundheitsminister stellt sich vor dem Reichstag den Fragen von Demonstranten. Was ihre Forderungen sind - und was Lauterbach ankündigt.
„Ich bin gekommen, um zuzuhören“, sagte Lauterbach. „Ich wäre Ihnen dankbar, wenn Sie mir berichten, was für Sie bedeutsam ist, denn Ihr Schicksal ist mir wichtig.“ Er sagte, dass es bisher bereits Runde Tische gegeben habe zu Long Covid, Post Vac, ME/CFS und dass es weitere solcher Beratungen von Experten und Betroffenen geben werde.
Die Demonstranten rechneten Lauterbach an, dass er inzwischen größere Summen für die Versorgungsforschung bereitgestellt habe. Wie der Minister an diesem Freitagnachmittag noch einmal berichtete, würden bald insgesamt 150 Millionen Euro bereitgestellt, 50 Millionen davon für betroffene Kinder. „Wir fordern jedoch mehr Mittel für die biomedizinische Forschung“, sagte Piepenhagen. Es gehe darum, die Mechanismen der Erkrankungen besser zu verstehen.
„Wir warten auf die Off-Label-Liste“, so Piepenhagen weiter. Jene Liste von Medikamenten, die bereits für andere Krankheitsbilder zugelassen sind und möglicherweise Patienten mit Long Covid, Post Vac und ME/CFS helfen können.
„Nach wie vor gibt es nicht in allen Bundesländern Kompetenzzentren“, sagte Piepenhagen. Nach wie vor fehle Teilen der Ärzteschaft das Verständnis für die komplexen Mechanismen, eine Aufklärungskampagne sei nötig, ähnlich jener, die es in den Achtzigerjahren zu HIV gegeben habe.
Mareike Mitschele von „Nicht genesen“ „Warum ist es nicht möglich, ein solches Zentrum für postinfektiöse Erkrankungen einzurichten?“ Neben dem teilweisen Unwissen bei Ärzten und einem Mangel an Anlaufstellen seien viele Patienten finanziell nicht abgesichert, würden von den Behörden hängen gelassen. „Sie erhalten keine Erwerbsminderungsrente, keinen Pflegegrad.“
Lauterbach verwies auf eine Webseite seines Ministeriums zu Long Covid, „eine Art Landing Page, wo jeder sein neues Wissen eintragen kann, wissenschaftliche Erkenntnisse, Behandlungsmöglichkeiten, Erfahrungsberichte, da kommt viel zusammen“.
Off-Label-Liste stehe vor der Veröffentlichung. Das Zulassungsverfahren für Studien werde gestrafft und innerhalb von 26 Tagen abgeschlossen. Dies werde in Kürze gesetzlich geregelt. „Das ist ein enorm schneller Prozess“, so Lauterbach.
Und schließlich die finanzielle Frage. „Da bin ich im Austausch mit Hubertus Heil.“ Mit dem Bundesarbeitsminister und Parteikollegen. „Er hat das ganz klar im Blick. Selbst dieser bescheidene Umstand, dass Betroffene in die Grundsicherung rutschen, ist oft nicht erreicht. Daran arbeiten wir.“
Das waren viele Versprechen für diesen Nachmittag in Berlin.
Quelle: Berliner Zeitung