ℹ️ Hamburg - Es war ein "reiner Zufallsbefund", der nun auch international für Aufsehen sorgt. Was die neuen Erkenntnisse für Betroffene bedeuten. Hoffnung kommt nun aus einem kleinen Forscherteam des Professor Stark Instituts am Schlump in Hamburg-Eimsbüttel.
📌 Konkret geht es um eine Studie, die wegen des großen nationalen und internationalen Interesses bereits vorab veröffentlicht wurde. Der Hamburger Wissenschaftler Dr. Christof Ziaja, der die Studie federführend geleitet hat, spricht von einem "Durchbruch". ,,Durch die Erkenntnisse, die wir gewonnen haben, gehen wir davon aus, dass wir einen Bio-Marker gefunden haben, der das Krankheitsbild quasi beweist". so der 49-Jährige.
📌 Dr. Christof Ziaja: Eingangs wollten wir im Grunde eine bereits abgeschlossene Studie der Stanford University quasi nachbauen. Diese untersuchte Betroffene in einem sogenannten funktionalen MRT - das ist ein spezieller und seltener Scanner, der mehr Veränderungen sichtbar machen kann als ein herkömmliches MRT. Da es am UKE ein solches Gerät gibt, wollten wir uns das auch genauer anschauen, um die Erkrankung besser zu verstehen.
📌 Wir haben im Verlauf der Erkrankung sehen können, dass ein bestimmter Teil ihres Gehirns massiv geschrumpft ist. Ich habe mich dazu umgehend mit den Kollegen der Stanford University ausgetauscht, und die sahen auch, was ich gefunden hatte. Fortan arbeiteten wir eng zusammen
📌 Konkret geht es um eine Verbindung zwischen dem Stammhirn, dem Kleinhirn und dem Hirnmark, dem sogenannten vierten Ventrikel, das relevant ist für wesentliche Dinge wie: Erholung, Schlaf-Wach- Rhythmus, Herzschlag, Vitalität und vieles mehr. Diese Verbindung -eine Art Brücke (das Dach der sogenannten Rautengrube) -ist bei den Betroffenen gewissermaßen gebrochen. Und das erklärt viele Symptome. Etwa, dass Patienten eben keine Erholung mehr finden und morgens völlig gerädert aufwachen.
📌 Wir gehen aktuell davon aus, dass Spike-Proteine des Corona-Virus das Immunsystem toxische Auto- Antikörper produzieren lässt, die die entzündlichen Prozesse in der Rückenmarkflüssigkeit vorantreiben. Eben diese Flüssigkeit haben wir auch in den betroffenen Hirnregionen gefunden.
📌 Weiter gehen wir seitens der Autoren der Studie davon aus, dass die Veränderungen, die wir auch im Bereich der sogenannten weißen Substanz gesehen haben, möglicherweise mit Schädigungen entlang der Nervenfaserbahnen einhergehen.
📌 Wir sind einen gewaltigen Schritt vorangekommen. Und dieser Erkenntnisgewinn ist wichtig dafür, um Parallelen zu anderen, in Zügen ähnlichen Erkrankungen zu sehen, die mit Medikamenten behandelbar sind. Die Liste der potenziellen Off-Label-Medikamente ist lang. Jetzt wissen wir genauer, wonach wir suchen.
📌 Nach der Vorabveröffentlichung auf dem renommierten Portal medRxiv, das unter anderem von der Yale University betrieben wird, wollen wir die Studie nun bald auch ganz offiziell beenden und vorstellen. Wir haben im Grunde alle relevanten Daten, aber damit es wissenschaftlichen Kriterien genügt, muss die Kontrollgruppe an Gesunden noch größer werden. Wir rechnen damit, dass es im Sommer so weit sein wird. Vorher werde ich unsere Studie aber schon auf Fachtagungen vorstellen. Im Mai bin ich etwa als Redner auf der ME/CFS Conferenz 2025 in Berlin geladen.
Quelle: Abendblatt