Spätfolgen der Corona-Pandemie: Deshalb demonstrieren Betroffene vor dem Reichstag
Eine Initiative ringt um Aufmerksamkeit für Menschen, die an Long Covid, Post Vac, ME/CFS leiden. Eine Demo vor dem Bundestag am Freitag soll das ändern.
Ricarda Piepenhagen weiß von Abgeordneten des Bundestages, die an diesem Freitagnachmittag vor den Reichstag kommen werden. Wenn dort die Aktivistinnen und Aktivisten von „ nichtgenesen “ demonstrieren werden. Die Initiative setzt sich für die Belange von Patienten mit Long Covid und Post Vac ein. Auch und nicht zuletzt für Betroffene von ME/CFS, das nach einer Infektion und einer Impfung gegen das Coronavirus auftreten kann.
„Einer der Abgeordneten hat gemeint, dass es für unser Thema gerade schwierig sei, weil andere Debatten in den Vordergrund rücken, wie zum Beispiel über die Taurus-Marschflugkörper“, sagt Ricarda Piepenhagen, Sprecherin und Mitgründerin der Initiative „Nicht genesen“.
Deshalb ziehen sie wieder vor das Parlament, am 15. März „Long Covid Awareness Day“, diesem internationalen Gedenktag für die Betroffenen der Pandemie. Zwischen 15 und 17 Uhr werden sie dort sein. Sie werden Wäscheleinen aufspannen, daran leere Arbeitsanzüge aufhängen, dazu 500 Porträtfotos in Schwarz-Weiß von Erkrankten.
Die Lehrerin ist selbst betroffen, sie rechnet vor, dass insgesamt zwischen 500.000 und einer Million Menschen nach wie vor von den Nachwirkungen betroffen sind. Sie beruft sich auf Schätzungen, die sich ihrerseits auf Studien aus den USA stützen. Ebenfalls nur schätzen lässt sich der wirtschaftliche Schaden. „40 bis 54 Milliarden Euro pro Jahr“, sagt Ricarda Piepenhagen.
Besonders prekär ist die Lage derjenigen, die an ME/CFS leiden. Sie sind nicht gut versorgt. Insgesamt passiere zu wenig, hat unlängst Carmen Scheibenbogen festgestellt, die Leiterin des Fatigue-Zentrums an der Berliner Charité.
Betroffene fordern eine bessere Versorgung. Da ist der Teenager, der nicht zur Schule gehen kann, weil ihn die Sinnesreize überfordern und er sich nur in einem abgedunkelten Raum aufhalten kann. Da ist die Künstlerin, die seit einem Jahrzehnt ein Einsiedlerleben führen muss. „Wir fordern, dass die Versorgung der Patienten endlich verbessert wird“, sagt Piepenhagen.
Ein Anfang könnte im vergangenen September gemacht worden sein, als Bundesforschungsministerin Bettina Stark-Watzinger (FDP) Fördermittel in Höhe von 15 Millionen Euro in Aussicht stellte. Insgesamt sollen 80 Millionen Euro in die Forschung zu den Spätfolgen der Pandemie fließen.
Quelle: Berliner Zeitung