ℹ️ Bereits im ersten Jahr der Impfkampagne gab es Berichte über Patientinnen und Patienten, die an einer LC-ähnlichen Sympto­matik leiden, ohne zuvor an COVID-19 erkrankt zu sein. Die Symptome stehen bei diesen Betroffenen im Zusammenhang mit einer Coronaimpfung, weswegen diese Impfkomplikation unter anderem als Post-Vac-Syndrom (PVS) bezeichnet wird

➡️ Einige Autoren unterscheiden, abhängig von der Dauer, ein Akutes- und ein Post-Akutes-COVID-19-Vakzinationssyndrom (ACVS/PACVS), siehe dazu Abbildung. In diesem Beitrag ist mit PVS die post-akute Form gemeint.

📌 Studien zur Inzidenz des PVS liegen noch nicht vor. Eine Kurzanalyse des Paul-Ehrlich-Instituts (PEI), in der Diagnosen wie „Long-COVID“ oder „Chronic-Fatigue-Syndrom“ (CFS) unter gemeldeten Impfkomplikationen gesucht wurden, ist aus Sicht der Autoren ungeeignet, die tatsächlichen Fallzahlen abzubilden.

📌 Auffällig ist indes, dass per 1. Mai 2024 in der Nebenwirkungsdatenbank der European Medicines Agency (EMA) europaweit 424.177 Fälle von Fatigue nach Impfung verzeichnet sind. Bei mehr als zwei Dritteln davon (68 Prozent) ist keine vollständige Erholung dokumentiert. Daneben finden sich auch 339.903 Fälle von Muskelschmerzen

📌 Alleine in der Marburger Post-Vac-Ambulanz waren 2023 über 7.000 PVS-Patienten auf der Warteliste und an anderen Zentren dürften es ähnlich hohe Zahlen sein. Daher schätzen die Autoren die Fallzahl auf mindestens 10.000 alleine in Deutschland.

📌 Es wird diskutiert, ob die Spikes in Zellen persistieren, selbst pathogen wirken oder eine veranlagt Autoimmun­erkrankungen (AIE) auslösen könnten. Eine Schweizer Studie konnte kürzlich nachweisen, dass bei Patienten mit LC eine Veränderung des Komplementsystems vorliegt. Auch wenn in dieser Studie keine Patienten mit PVS eingeschlossen wurden, liegt es nahe, dass auch beim PVS diese Pathologie vorliegen könnte.

📌 Heilversuche werden hierzulande nach ausgiebiger Diagnostik unter anderem an der Marburger Post-Vax-Ambulanz, den Post-Vac- bzw. LC-Ambulanzen der Unikliniken in Augsburg, Hannover, Göttingen, Erlangen und weiteren Hochschulen unternommen. Sie erfolgen teilweise im Rahmen von Studien.

📌 Zum Einsatz kommen international derzeit unter anderem Statine und AT1-Antagonisten (Uni Marburg), Triple-Antikoagulation (Uni Stellenbosch, Südafrika) oder extrakorporale Blutwäscheverfahren. In den USA sind zudem Maraviroc, Ivermectin, Nattokinase und andere Substanzen verbreitet. Diese werden auch hierzulande in einigen Praxen eingesetzt. Die meisten Therapien werden durch ein personalisiertes Energiemanagement (sogenanntes Pacing) und Diäten ergänzt.

📌 Betroffene sollen sich dazu mit der behandelnden Ärztin oder dem behandelnden Arzt auf dessen koordinierende Funktion verständigen. Solange diese Strukturen jedoch noch im Aufbau sind, ist eine effiziente Versorgung selten und die Patienten mit der Koordination meist auf sich alleine gestellt. Gerade für Schwerstkranke ist dies kaum zu bewerkstelligen. PVS-Patienten sind meist körperlich, kognitiv und sozial erheblich eingeschränkt, viele dauerhaft berufsunfähig.

📌 Betroffene haben einen finanziellen Versorgungsanspruch nach dem am 1. Januar 2024 eingeführten Sozialgesetzbuch XIV. Hilfestellung bei den Anträgen leisten Sozialverbände und -vereine. Derzeit werden Versorgungsanträge jedoch von den Landesversorgungsämtern in der Regel abgelehnt, weil sich deren Gutachter noch immer auf die oben genannte unzureichende Stellungnahme des PEI stützen. 

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