Oft bleibt gar nicht die Möglichkeit, mal abzuschalten, mal loszulassen, wie es immer so schön heißt. Oder zu lachen. Alles leichter gesagt als getan. Ich weiß. Wie entspannend ist es doch, sich zwischendrin auch immer mal eine kleine Pause zu gönnen vom Ernst des Lebens, von den nackten Tatsachen. Eine Pause vom Grübeln, eine Pause vom sich damit beschäftigen, ja eine Pause davon, sich ausschließlich darüber zu definieren und zu identifizieren.
Wir sind so viel mehr als das. Wir sind nicht nur unsere Krankheit, unsere Symptome, nicht unsere Gedanken, nicht unsere Stimmungen. Wir sind so viel größer, so viel umfassender.
Dies auch im Blick zu haben, wenn wir gar so eng werden, gar so verbissen, gar so frustriert und uns all zu sehr als Opfer der Umstände fühlen.
Dann bewusst gegen zu steuern, indem wir probieren, uns abzulenken, weit zu machen, zu atmen und uns bewusst machen, dass wir für diesen einen Moment alles getan haben, was in unserer Macht steht. Wir haben erlebt, was es zu erleben galt. Wir haben unser Bestes gegeben. Das genügt für diesen Moment. Wir dürfen das Ganze auch mal für einen Atemzug lang nicht so ernst nehmen. Und uns selbst ein bisschen vergessen.
In uns wohnt auch unumstößlicher Friede, Zuversicht und Leichtigkeit. Menschen können mit unfassbar schwerem Schicksal umgehen. All das ist lebendige Kraft, die Fünfe gerade sein lassen kann, die Vertrauen gibt, mal nur für diesen einen Moment, eine gewisse, gesunde, gleichgültige Haltung einzunehmen. Die uns die Kraft eines freien Glaubens schenkt, dass es eine Lösung geben wird und wir es schaffen, dieses Schicksal zu tragen.
Die uns die Zuversicht gibt, dass uns immer wieder das Richtige einfällt. Uns Mut macht, bereit zu sein für diesen so steinigen, ungewissen Pfad ME /CFS. Wenn wir uns immer wieder mal nur für diesen einen Moment die Erlaubnis geben, inne zu halten. Uns atmen zu lassen. Aufzuatmen.
Ja wir müssen es erleben. Ja es ist oft schwer und auch grausam. Es nimmt uns offensichtlich niemand ab. Ja es scheint endlos. Und doch...
Das was wir sind, ist unendlich viel größer, unkaputtbar friedvoll und unumstößlich kraftvoll. Mit dem Vertrauen in diese sprudelnde Quelle in uns können wir uns immer wieder in uns selbst zurücksinken lassen.
Loslassen kann geschehen, auch in Momenten, wo wir am wenigsten damit rechnen. Manchmal finden sich bei allem was wir als Mensch ertragen und leisten können, ganz unerwartete Lösungen vom Leben selbst. Momente, wo es uns gerade mal nicht interessiert und es in uns erleichtert abschaltet.
In all den Jahren hat mich ein Satz getragen, der lautete : „Das Leben mutet mir nur so viel zu, wie ich tragen kann.“ Und ich dachte, na vielen Dank auch. Aber trotzdem gab er mir Kraft. Oft schien es auch nicht so. Doch letztlich stimmte es. Immer wieder.
Auch wenn es uns wieder und wieder an die Grenzen des Erträglichen bringt und darüber hinaus. Wir wissen nicht warum. Wir wissen nur – dass. Und bei aller Ungewissheit dürfen wir auf uns selbst, unsere Kraft, unsere Kreativität und ganz viel auf die Intelligenz des Lebens vertrauen.
Auf das „So ist es. Warum auch immer.“
Wir geben unser Bestes in jedem Moment. Und dürfen wie bei einer Schwerstarbeit auch immer mal wieder, so gut es eben geht mit MECFS, das Licht ausmachen und die Türe zumachen in diesem Thema. So – genug getan heute.
Sich mal nur für diesen Moment, für diesen Tag nicht damit beschäftigen. Urlaub von dem Finden einer Lösung. Ausspannen und aufatmen.
Bild: Carmen Katharina Stern