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Mittwoch, 02 Februar 2022 11:00

Elternschaft mit ME/CFS - Nici

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Erfahrungsbericht von Nici

"#mecfs ist fürchterlich. Qualvoll und gnadenlos. Es kann jeden treffen, unabhängig von Alter, Familienstand, Status, Herkunft usw.

Es macht auch vor Müttern und Vätern nicht Halt.

Zieht sie erbarmungslos aus dem Verkehr.

Das Foto, viele viele Jahre alt. Eine von unzähligen schönen Erinnerungen. Und auch wenn ich schon immer - auch in den Jahren als alleinerziehende Mutter - unfassbar oft krank war, ein gnadenloses Talent für Unfälle und Komplikationen hatte, trotz allem gab es immer ein "Danach".

Ein "Danach" bei dem sich nicht meine Eltern kümmern mussten, meine Schwester mich nicht beim Elternabend vertreten musste oder bei mir übernachtet hat, um zu helfen. Das alles war immer vorübergehend.

Ich hatte das unsagbar große Glück, meinen ersten "großen" Crash zu bekommen als die Kinder schon groß, fast erwachsen und aus dem Haus, waren.

So oft denke ich heute - jetzt wo ich hier seit fast 3 Jahren liege - schwerst krank, nicht mal fähig mich selbst zu versorgen, pflegebedürftig - DANKE. Danke. Danke, dass es mich nicht früher getroffen hat.

Ich denke also so oft, an euch - die Mütter und Väter, mit denen das #mecfs Timing nicht so gnädig umgegangen ist. An all die Elternseelen, denen es das Herz zerreißt vor Schmerz darüber, ihrem Kind/ihren Kindern nicht annähernd das geben zu können, was sie wollen.

Natürlich sehe ich, dass die Probleme im Alltag und die massiven Auswirkungen von einem #mecfs kranken Elternteil selbstverständlich maximal katastrophal sind, je jünger das Kind ist / die Kinder sind.

Das bedeutet natürlich aber NICHT, dass ich - oder auch andere Betroffene - mit älteren oder erwachsenen Kindern nicht auch ganz fürchterlich leiden und vermissen.

So viele Dinge, bei denen man seinem Kind nicht mehr zur Seite stehen kann, so viele Gelegenheiten, große Ereignisse, die ohne einen stattfinden. Dazu kommt auch, dass sich natürlich auch "große" Kinder Sorgen um seine Mutter/seinen Vater machen....

Kleines Kind. Großes Kind. Egal wie, es bleibt immer ein wirklich schreckliches Gefühl, nicht die Mutter oder der Vater sein zu können, die/der man um alles in der Welt (wieder) so gern wäre.

Über diesen Schmerz, diesen Verlust, diese Sehnsucht vermag auch nichts auf der Welt hinwegtrösten und den kann euch auch leider niemand abnehmen. Ich wünschte so sehr, es wäre anders.

Aber ich bin ganz ganz sicher, nein, ich weiß, euer Kind/eure Kinder... Sie lieben euch 1000 x bis zum Mond und zurück und sie spüren und wissen, ihr würdet alles geben dafür, dass es anders wäre...

Ich weiß, auch das ist natürlich kein Trost. Hilft euch nicht. Ich wollte euch auch einfach nur mal sagen: Es tut mir so leid, dass es so ist, wie es ist und ich denke an euch, ihr tapferen Mütter und Väter."

 

Möchtest auch du deine Erfahrungen über das Elternsein mit anderen Betroffenen teilen? Dann melde dich gern bei uns.

Gelesen 989 mal Letzte Änderung am Mittwoch, 23 Februar 2022 11:44
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