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Mittwoch, 10 Februar 2021 10:00

"Ihre Krankheit gibt es nicht", wenn selbst Ärzte die Erkrankung leugnen

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  • „ME/CFS...? Gibt es nicht!“
  • „Sie haben diese Krankheit erfunden um Aufmerksamkeit zu erhalten, davon habe ich noch nie etwas gehört!“
  • „Was bringen Sie uns da mit...? Chronisches Erschöpfungssyndrom, na an das Konzept glaube ich ja nicht..." - "Mein Gott, so viele Symptome kann man ja gar nicht haben!"

Bis zum heutigen Tag gibt es sie immer noch, die Leugner, die der Meinung sind, dass es ME/CFS nicht gibt. Leider kommen diese häufig auch aus den medizinischen Reihen bzw. sind Gutachter oder Sachbearbeiter bei Behörden und Ämtern. Was das Ganze für die Betroffenen noch um einiges schwerer macht, gerade in Bezug auf Rente, Grad der Behinderung oder Pflegegrad.

 ME/CFS ist keine moderne oder neumodische Erkrankung. Es kam erstmals in den 30er Jahren zu einem Clusterausbruch in einem Krankenhaus in Los Angeles. Der Name Myalgische Enzephalomyelitis wurde nach einem Clusterausbruch in einem Londoner Krankenhaus in den 50er Jahren geprägt. Bis in die 80er Jahre kam es weltweit an verschiedenen Orten zu ähnlichen Ausbrüchen. Seit dem Jahr 1969 wird ME/CFS von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) als neurologische Erkrankung eingestuft und in ICD-10 unter G93.3 klassifiziert.

Mit den im Jahr 2011 erschienenen Internationalen Konsenskriterien (ICC), welche aus den Kanadischen Konsenskriterien (CCC) hervorgehen und in weiten Teilen übereinstimmen, wurde das Kardinalsymptom PEM (Post-Exertional Malaise) bzw. PENE (Post-Exertional Neuroimmune Exhaustion) herausgearbeitet - d. h. die Betroffenen leiden an einer Zustandsverschlechterung nach Belastung.

Bis heute gibt es keine eindeutigen Biomarker, die ME/CFS diagnostizieren und somit erfolgt die Diagnose anhand von Ausschlussdiagnostik und klinischer Kriterienkataloge. Inzwischen sind viele Ärzte und Wissenschaftler dazu übergegangen, die Kanadischen Konsenskriterien (CCC) aus dem Jahr 2003 zu verwenden, denn diese setzen PEM/PENE zwingend voraus. Dieses Symptom gibt es in dieser Art und Weise nur bei ME/CFS.
Gegenüber allen Leugnungen ist mittlerweile sogar im Nachschlagewerk für Ärzte und Pfleger, dem Pschyrembel, ein Eintrag zu ME/CFS zu finden und das sollte wohl auch die letzten Zweifler davon überzeugen, dass es sich bei dieser Erkrankung um eine reale Erkrankung handelt.

Quellen:
https://www.mecfs.de/wp-content/uploads/2020/08/MECFS-Häufige-Missverständisse.pdf
https://www.millionsmissing.de/me/

 

Weitere Aussagen zum Thema Leugnung:

  • „Naturgemäß gibt es im Internet eine Vielzahl von Elaboratoren über das chronische Müdigkeitssyndrom, die jeglicher wissenschaftlicher Expertise entbehren. Nach der aktuellen Weltliteratur, die wissenschaftlich zu bewerten ist, liegt auch nicht der geringste Hinweis vor, dass es sich hier um eine neuroimmunolgische Erkrankung handelt.“ (Gutachter)
  • „Sie können nichts mit den Mitochondrien haben, schließlich haben Sie Abitur. Wenn Sie etwas mit den Mitochondrien hätten, hätten Sie von Geburt an körperliche und geistige Einschränkungen und das haben Sie ja offensichtlich nicht!“ (Prof. für Neurologie)
  • Beim Gutachter wegen Widerspruch Ablehnung EM-Rente. Ich sagte ihm, dass ich für Ärzte eine Broschüre mit hätte, als er sagte, dass er die Krankheit nicht kenne. Er:" Die will ich nicht sehen, das interessiert mich überhaupt nicht!"
  • Hausärztin/ Endokrinologin bei meiner Abgabe des Befundes/ Diagnose CFS von der Immundefektambulanz der Charité : "Wieso untersucht die Immundefektambulanz so was?"
  • „CFS ist keine richtige Diagnose, es dient nur der Aussage, dass man nichts gefunden hat, um überhaupt was in den Schlüssel schreiben zu können. Sie haben eine schwere Depression mit einer Antriebsstörung. Das medizinische Cannabis würde ich raten schnellstmöglich abzusetzen, dazu gibt es auch gar keine wissenschaftlichen Studien.“
  • „Wie lange soll ich Sie denn noch immer wieder krank schreiben? ME/CFS gibt es nicht, ein Syndrom ist keine Krankheit. Was bringt es Ihnen, wenn Sie die Diagnose dann haben? - Nichts, denn machen kann man eh nichts, außer sich in irgendwelchen Selbsthilfegruppen herumtreiben. Sie finden es doch nur toll, den ganzen Tag auf dem Sofa zu liegen und sich bedienen zu lassen, andere für Sie einkaufen zu lassen.“ (Allgemeinmediziner)
  • „Nur weil ME einen eigenen ICD-Code hat, ist es noch lange keine Krankheit. Das ist so wie Husten, auch der hat einen eigenen Code und ist nur ein Symptom, so wie ME.“
  • Arzt: "Wissen Sie, mit Ihnen kommt der Frust zur Tür rein." Ich: "Was genau wollen Sie damit jetzt sagen" Arzt: "Es ist halt frustrierend, wenn ich nichts für sie tun kann und heimschicken kann ich sie ja auch nicht, also was soll ich mit Ihnen machen?"

 

Bild: Kathrin Dülle

Gelesen 1591 mal Letzte Änderung am Mittwoch, 24 Februar 2021 10:09
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