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Freitag, 15 Januar 2021 10:00

Warum ME/CFS keine psychische Erkrankung ist (ME/CFS vs. Depressionen)

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ME/CFS ist keine psychische Erkrankung. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) klassifiziert ME/CFS als neurologische Erkrankung unter dem ICD-Schlüssel G93.3.

Trotzdem wird es noch immer von manchen Ärzten als psychisch abgetan. Der Grund: Erkrankten fehlt es ähnlich wie Menschen mit einer Depression an Energie. Empfehlungen, die depressiven Menschen aus der Lethargie helfen, sind jedoch schädlich für ME/CFS-Patienten. Sport etwa verschlimmert die Symptome. Auch Antidepressiva helfen den Betroffenen in der Regel nicht.

 Hier die wichtigsten Unterschiede zwischen ME/CFS und beispielsweise Depressionen:

Quellen:
„Leben mit chronischer Erschöpfung“ - Joachim Strienz
cfs-aktuell.de
quarks.de

 

Bild: Carmen Katharina Stern

 

Zudem berichten viele ME/CFS Patienten nach Einnahme von Psychopharmaka, Antiepileptika, Schlafmittel, Angstlöser u.s.w. eine Verschlimmerung ihrer Symptome oder eine Verschiebung und Verzerrung, die wiederum Verschlechterung und Dekompensation bewirkt. Das Gehirn und Nervensystem arbeitet in einer völlig anderen Weise und das hat nichts mit Widerstand gegen medikamentöse Hilfe an sich zu tun, sondern mit der berechtigten Abwehr, wenn man spürt, dass einem etwas nicht gut tut oder schadet. Der Argwohn gegen diese Art von Behandlung kommt meist aus dem gesunden Empfinden des ME/CFS Erkrankten und ist unbedingt zu berücksichtigen. Ebenso unsinnig wäre es ja zu sagen: „Oh, die Schmerzmittel wirken bei Ihnen nicht. Sie sind sicher masochistisch veranlagt.“ Oder: „Ah ja, wir sehen, die Anästhesie und Narkosemittel haben bei Ihnen nicht gewirkt.“ Das ist bei ME/CFS weit verbreitet und die Hölle für jeden Menschen.

 

Und hier eure Erfahrungen mit dem Thema:

  • Psychiater im Krankenhaus: "Fatique und Depression ist im Grunde doch dasselbe.“
  • Neurologe (den ich aufsuchte, weil mir am Telefon gesagt wurde, er kenne sich mit der Erkrankung aus), beim dritten Termin: "Ich sage es Ihnen jetzt in aller Deutlichkeit: wenn Sie die Antidepressiva nicht einnehmen, werde ich der Krankenkasse mitteilen, dass sie nicht mitwirken am Prozess und dann wird Ihnen das Krankengeld gestrichen."
  • Psychologin beim Rentenantrag: „Sie haben eine Persönlichkeitsstörung.“
  • Allgemeinmediziner: "Sie müssen endlich von zu Hause ausziehen und auf eigenen Beinen stehen. Das hier ist alles psychisch, weil sie noch immer bei ihren Eltern wohnen. Auch Freunde treffen und etwas unternehmen ist wichtig."
  • Neurologe: „Alles was sie brauchen ist eine Gesprächs- und Verhaltenstherapie.“
  • "Ich diagnostiziere Ihnen das nicht, auch wenn es zutreffen sollte. Dann hat das Kind einen Namen, aber das war es auch. Suchen Sie sich lieber einen Psychiater und dann einen neuen Beruf, den Sie ausüben können."
  • Gutachterin vom Jobcenter (trotz Arztbrief mit Diagnose CFS aus Rötz): "Das Problem von Leuten wie Ihnen ist, dass sie einfach nicht akzeptieren wollen, dass ihre Beschwerden alle rein psychischer Natur sind!"
  • Psychiater: "Sie denken also wirklich, dass sie keine psychischen Probleme haben? Wenn sie normal wären, hätten sie Kinder!" ME/CFS wollte er nicht wahr haben, ist alles nur somatoforme Störung.
  • Psychiater: „Ich habe mich ziemlich intensiv damit befasst. Die Norweger haben da ja Studien dazu gemacht. (Da freut man sich dann ja erst mal.) ME gibt es nicht. Das ist dann immer eine somatoforme Störung!“
  • Ärztin in einer Klinik für Psychosomatik: „Sie haben eine mittelschwere Depression und müssen wieder lernen, am öffentlichen Leben teilzunehmen.“
  • „Versuchen Sie es doch wenigstens erst einmal mit Antidepressiva und dann werden Sie sehen, dass sie kein ME/CFS haben. Ich war jahrelang an der Uniklinik tätig und würde sofort erkennen, ob Sie ME/CFS haben. Nach der psychosomatischen Reha sind Sie wieder wie neu- CFS ist eher was für Frauen und sie sind doch ein Mann.“
  • Neurologe/Psychiater: "Ich lasse Sie nicht fallen, aber kooperiere nur mit Ihnen weiter, wenn Sie in die Psychiatrie gehen zur Diagnostik"
  • „CFS ist keine Erkrankung! Die Diagnose fasst nur Symptome ohne körperliche Ursache zusammen und ist eigentlich ein Burnout!“
  • ”Sie sind bettsüchtig, stehen Sie auf, aktivieren Sie sich, machen Sie eine Psychotherapie.”
  • Internistischer Chefarzt (zu einer überwiegend bettlägerigen und pflegebedürftigen Patientin: "Wir überweisen Sie jetzt in eine Fachklinik für ME/CFS, dort werden Sie wieder fit für den Arbeitsmarkt gemacht." Es handelte sich bei der sog. Fachklinik um eine psychosomatische Rehaklinik.
  • "Das ist doch genau so psychisch bedingt wie Fibromyalgie"
  • „...und jetzt nehmen Sie Antidepressiva und dann wird es Ihnen besser gehen.“ Ich: „Und wenn das nicht hilft? Ich habe keine Depression.“ Arzt: „Dann erhöhen wir die Dosis - bis es hilft.“
Gelesen 8539 mal Letzte Änderung am Freitag, 19 Februar 2021 10:18
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