Als ich vor 3 Jahren an ME/CFS erkrankte, habe ich aufgehört zu lachen. Ich wurde mit 21 Jahren komplett, ohne Vorzeichen aus einem aktiven Leben gerissen und in mein dunkles Zimmer verbannt. Leider habe ich nicht mehr viele Gründe zu lachen, denn jeder Tag ist ein Kampf für mich. Ich leide an schlimmer Erschöpfung (Fatigue) und vielen anderen Symptomen wie Übelkeit, Schlaflosigkeit, Kopfschmerzen, Brainfog und Herzrasen. Ich wurde so krank, dass ich vor 3 Jahren mein selbstständiges Leben aufgeben und wieder bei meinen Eltern „leben“ musste. Die Anführungszeichen benutze ich, weil es nicht besonders viel Leben ist - ich kann nur selten das Haus verlassen.
Und wenn ich dann schon einmal das Hause verlasse, dann schleppe ich mich meistens zu einem Arzttermin. Die Nahrungsergänzungsmittel stapeln sich auf der Theke, die Liste mit unerfolgreichen Therapien ist lang. Die Stunden, die ich in Wartezimmern verbracht habe, ebenso. In Hoffnung und Angst, all die Gespräche, die Untersuchungen, mir wurde so viel Blut abgenommen in den letzten Jahren. Und nichts wurde gefunden, nichts kann meine Symptome lindern. Ich kann nicht studieren, an keinen Aktivitäten teilnehmen. Meine Freunde sehe ich selten, meine Beziehung ist in die Brüche gegangen. Lachen ist schlichtweg zu anstrengend geworden und wenn ich doch einmal von Herzen lache, reagiert mein Körper darauf mit einem sogenannten Crash und mir geht es die nächsten Tage noch schlechter.
Aber man lernt sich an den kleinen Dingen zu erfreuen. Ich spiele etwas Gitarre und bin dankbar, wenn ich einmal an die frische Luft kann, dankbar für die familiäre Unterstützung. Doch als 24jährige alle Ambitionen und die Zukunft genommen zu bekommen, ist schlichtweg ein Albtraum. Nie weiß ich, wie mein nächster Tag aussieht. Kann ich aus dem Bett aufstehen? Welche Symptome werde ich morgen ertragen müssen? Kann ich einen Termin einhalten? Alles ist so ungewiss. Ich starre aus dem Fenster und sehe dem Schnee beim Fallen zu. Mich trennt nur eine dünne Glasschicht von der Außenwelt und doch ist sie für mich unerreichbar weit weg. Ich stelle mir vor wie es wäre mal wieder Schlittschuhlaufen zu gehen, die kalte Luft einzuatmen, das Geräusch der Kufen auf dem Eis, die Haare wehen im Wind, die Wintersonne spiegelt sich auf dem Eis.
Doch es bleibt eine Vorstellung in meinem Kopf, ich bin gefangen in einem Körper, der immer krank ist. Niemand weiß warum. Ich gebe die Hoffnung nicht auf, aber es ist kein schönes Leben. Ich weine jeden Tag.