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Samstag, 20 März 2021 09:11

Hilfsmittel für ME/CFS Erkrankte - Erleichterung im Alltag

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"Die Pflege und einfache Dinge wie einem Rollstuhl müssen sich die Betroffenen hart erkämpfen. Weil eben nicht nur die Ärzte, sondern auch die beteiligten Institutionen für Gutachten, die medizinischen Dienste der Krankenkassen ein Missverständnis der Erkrankung haben. So wird es dann immer in seiner Schwere verkannt." - Sebastian Musch, Deutsche Gesellschaft für ME/CFS (Quelle: https://www.mdr.de/nachrichten/deutschland/gesellschaft/corona-langzeitfolgen-long-covid-cfs-100.html)

Vorab herzlichen Dank an alle, die sich an unserer Umfrage zum Thema Hilfsmittel beteiligt und uns somit die Arbeit enorm erleichtert haben.

Wir mussten leider mit Erschrecken feststellen, dass die meisten von euch die Hilfsmittel selbst kaufen und nicht vom Arzt verordnet bekommen. Knapp 70% der Befragten gaben an, dass sie die Hilfsmittel nicht vom Arzt verschrieben bekommen haben. Die meistgenannte Begründung von euch war der fehlender Diagnoseschlüssel oder „Faulheit der Ärzte“.

Es ist doch traurig, dass viele ME/CFS Erkrankte ihr weniges Geld auch noch für so wichtige Dinge wie Hilfsmittel ausgeben müssen. Die Hilfsmittel besorgten sich die Betroffenen in den meisten Fällen auf Eigeninitiative.

Die Umfrage ergab, dass zu den meistgenutzten Hilfsmitteln: Rollator, Duschstühle bzw. Duschhängesitze und Badewannenbretter zählten. Dazu kamen dann noch spezielle Rollstühle, teilweise mit Elektroantrieb.

Einige von euch haben in ihren eigenen vier Wänden einiges umbauen lassen, um ihnen so weit wie möglich den Alltag etwas zu erleichtern.

Gerade im Badezimmer versuchen viele Betroffene Umbaumaßnahmen durchführen zu lassen, z.B. die Dusche ebenerdig zu verbauen, damit auch das Duschen so „einfach“ wie möglich wird. Dazu achten viele darauf, dass auch ein Duschhocker in die Dusche passt.

Ein Großteil der ME/CFS Erkrankten wünscht sich nichts mehr als einen Rollstuhl, um wenigstens noch etwas am Leben teilnehmen zu können. Dies bleibt jedoch den meisten verwehrt, weil es seitens des Arztes nicht für nötig erachtet bzw. von der Krankenkasse direkt abgelehnt wird.

Selbst, wenn dieses Hilfsmittel dann doch bewilligt wird, kommt es häufig vor, dass dann z.B. der Elektromotor für den Rollstuhl oder die Rampe für das Auto abgelehnt werden und somit der Rollstuhl auch nur begrenzt bzw. gar nicht genutzt werden kann.

Des Weiteren kristallisierte sich bei unserer Umfrage klar heraus, dass viele Betroffene über eine 24 Stunden Betreuung dankbar wären. Aber wie soll das möglich sein? In den meisten Fällen bekommen ME/CFS Erkrankte ja nicht mal einen Pflegegrad, geschweige denn eine Haushaltshilfe.

Im Alltag sind viele Hilfsmittel (Rollator, Toilettensitze, Tritthocker, Gehstock etc.) nicht mehr weg zu denken und erleichtern den Betroffenen das Leben enorm. Dennoch muss auch hier wieder gekämpft werden, um diese überhaupt zu erhalten. Jedes Hilfsmittel, gerade ein Rollstuhl oder Rollator, sorgen dafür, dass die Erkrankten wieder ein Stück Freiheit und auch Lebensqualität zurückgewinnen.

Viele der Erkrankten sind an die Wohnung, ans Haus oder sogar ans Bett gebunden. Das bedeutet auch, dass jemand für sie die Wohnung sauber machen muss. Viele haben keine Haushaltshilfe und somit muss sich zwangsläufig der Partner oder eben auch die Familie diesen Teil zusätzlich zu der Pflege des ME/CFS Betroffenen übernehmen. Alternativ kauft man sich einen Saug- oder Wischroboter, was aber vielen aufgrund der finanziellen Situation überhaupt nicht möglich ist.

Es machte uns auch fast etwas sprachlos, dass kaum jemand mit ME/CFS über ein Haus-Notruf-System verfügt. Gerade in einer Notlage, wie es bei ME/CFS häufig der Fall ist, wäre doch diese Art Hilfsmittel für viele auch eine Art „Sicherheit“, gerade für Diejenigen, die allein wohnen.

 

Bilder:

heimat_und_meer
Manuela Kern
Nicole Bauer
Rahel Böhm-Maurer
Sandra (chr.kranker.familienalltag)
Sandra (millions_missing_sternchen)
Saskia Körner

Gelesen 5562 mal Letzte Änderung am Dienstag, 04 Mai 2021 10:26
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